Romantik gefällig? Wie wäre es mit einem Trip nach Saverne?
Meine Erinnerung an den Rosengarten in Saverne ist ein bisschen wie die Betrachtung einer dieser furchtbar kitschigen Filme in den öffentlich-rechtlichen Programmen. Ich sehe mich mit meinem Freund unter einem Zeltbaldachin sitzen und Rosentee trinken. Gebracht hat ihn uns ein älterer Herr, der uns zuerst einen günstigeren Eintritt gewährte, weil schon so viele Rosen verblüht seien und uns dann noch Geschichten zu den Rosen und dem Garten erzählte. Und obwohl eigentlich saisonal gesehen zu spät für den Besuch, umlagerte uns auf unserem Sitzplatz der Duft von unzähligen Rosen. Immer wieder schenken wir uns aus dem Kännchen den zart-süß schmeckenden Tee nach, halten dabei Händchen und blicken auf die vielen Rosen, die unseren Ruheplatz umgeben … Manche Rückblicke auf erlebte Momente sind so schön, dass man sie unbedingt wiederholen will.
So ging es mir mit dem Besuch in Saverne. Vor einigen Jahren war ich mit meinem Partner dort und habe einen sehr schönen Tag verbracht. Da es ja so viele Ausflugsziele gibt, sind wir danach nicht mehr dort hin gefahren. Obwohl wir uns jedes Jahr an das Tee trinken und diesen Ort erinnert haben. Auf der Suche nach tollen Ausflugstipps, die ich dir geben kann, brandete die Erinnerung wieder stärker als je zuvor auf. Und so ging es nach Jahren im Juni wieder nach Saverne, denn neben den Rosen, gibt es dort noch mehr zu sehen.
Saverne, wo ist das?
Das Städtchen liegt im westlichen Elsass in Frankreich nahe Lothringen. Von Karlsruhe dauert die Autofahrt etwa eineinhalb Stunden. Das letzte Stück geht über die Landstraße, wobei ich mich frage, ob das am alten Kartenmaterial meines Navis lag. Aber es ist ja auch schön Landstraße zu fahren und einen Stopp in einem französischen Supermarkt einzulegen und typische Speisen wie Sekt, Pate, Gambas, Eclairs oder einfaches Baguette zu kaufen. Am besten wegen der Kühlkette erst auf der Rückfahrt. Jetzt aber erst mal in Saverne ankommen.
Zu Fuß oder mit dem Hausboot ist es am schönsten
In dem kleinen französischen Städtchen mit nicht ganz 12.000 Einwohnern gibt es eine Reihe an kostenlosen Parkplätzen. Ich steuere einen an, der zwischen Rosengarten und Innenstadt liegt. Zuerst geht es auf einen kurzen Spaziergang in das Städtchen. Es ist Donnerstag und Markttag. Allerdings bin ich mal wieder zu spät aufgebrochen und so werden bereits bei der Ankunft die Stände nach und nach abgebaut. Ich habe aber Glück und kann noch ein Baguette mit gegrillten Merquez – typisch französischen, scharfen Grillwürsten – erwerben. Ich setze mich und beobachte das Treiben an den schließenden Ständen und die Passanten, die vorbei ziehen. Es sind erstaunlich viele Jugendliche unterwegs, wahrscheinlich ist gerade an der Ganztagesschule Mittagspause. Frisch gestärkt geht es zu einem kurzen Sightseeing. Zuerst komme ich ans Wasser. Der Rhein-Marne-Kanal fließt durch Saverne und auf ihm sind besonders viele Hausboote unterwegs. Denn dort gibt es eine Besonderheit: Man kann nämlich auch ohne Bootsführerschein ein Hausboot mieten und eine Fahrt auf dem Wasser machen. Ich habe Glück und komme gerade an die Schleuse als ein solches Hausboot auf die obere Wasserebene geschleust wird.
Alter Charme
Das Städtchen selbst besticht mit mehreren alten Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Zu den ältesten gehört das Maison Katz aus dem Jahre 1605. Mir fiel es nicht einmal wegen der schönen Schnitzereien auf, sondern wegen dem Katzenschild. Catcontent funktioniert bei mir nämlich nicht nur Digital :-) Die Innenstadt ist recht klein und wer es eilig hat, kann sie in fünf Minuten durchschreiten. Wer sich darauf einlässt kann aber auch auf einen Tee in einen Salon einkehren oder mit einem Eis auf der Hand einfach mal stehen bleiben und sich umschauen.
Am imposantesten in Saverne ist das Schloss: das Chateau des Rohans. Dank ihm wird der Ort auch als „Elsässisches Versailles“ bezeichnet. Ich will ehrlich sein, der Vergleich hinkt. Versailles ist allein wegen seiner bezaubernden Gartenanlage viel schöner. Aber der Titel macht schon was her, oder? Und ein wenig beeindruckend ist die 140 Meter lange Gartenfront des roten Sandsteinschlosses ebenfalls. Immerhin handelt es sich bei ihr um Frankreichs längste klassizistische Schlossfassade.
Sehr hübsch ist auch die Pfarrkirche „Notre-Dame-de-la-Nativité“. Beim ersten Mal fand dort gerade eine Hochzeit statt, das war natürlich besonders stilvoll und romantisch.
Ein sonniges, entspannendes Plätzchen ist die Bar, die auf der dem Schloss Rohen gegenüberliegenden Kanalseite liegt. Dort darf ich bewundern, wie ganz traditionell ein von einem Pferd gezogener Wagen kommt, der Wasser transportiert und mit dem die Blumen getränkt werden. An diesem Kanalteil lagern auch viele Hausboote und machen ihre Ruhepause. Die Sehnsucht nach Urlaub wurde mir hier ganz schön groß. In der Nähe gibt es übrigens einige kostenlose Parkplätze – falls du mit dem Auto anreist.
Nur fünf Kilometer vom Städtchen entfernt liegt das Ziel Haut Barre auf einem Berg in 470 Metern Höhe. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert gebaut, im Dreißigjährigen Krieg zerstört, im 18. Jahrhundert wieder errichtet und ist dann schließlich zur Ruine verfallen. Nach oben geht’s direkt mit dem Auto auf den Parkplatz oder über einen Wanderweg. Oben angekommen kann der Besucher den Blick schweifen lassen und an guten Tagen sogar bis zum Straßburger Münster blicken. Wegen dieser Sicht, trägt die Ruine auch den Namen „Auge des Elsass“ – klingt ein bisschen wie Herr der Ringe ist aber ganz harmlos. Wer im Städtchen keine Pause gemacht hat, kann diese auch auf der Burg im dortigen Restaurant einlegen. Dieses war bei meinem Besuch allerdings geschlossen, ich vermute, dass es nur am Wochenende geöffnet ist.
Rosen so weit das Auge reicht
Mein eigentliches Highlight in Saverne ist jedoch der zu Beginn bereits erwähnte Rosengarten. Dieser ist von Juni bis Mitte September geöffnet und es gibt dort über 400 Rosenarten zu bewundern. Der Rosengarten – Roseraie auf Französisch – wurde bereits um 1900 angelegt. Einige Beete sind jedes Jahr für den jährlichen Wettbewerb reserviert. Neu gezüchtete Rosenarten versuchen hier die Jury zu bezaubern und davon zu überzeugen, die schönste, neue Rose zu sein. Der perfekte Zeitpunkt für einen Besuch ist ein Glücksspiel oder Kenntnis der diesjährigen Rosenblüte. Bei meinem ersten Mal war schon viel verblüht, dafür duftete es zauberhaft. Dieses Mal war auch schon einiges verblüht, während andere Rosen noch in Knospenform darauf warteten, ihre Pracht zu zeigen. Und der Rosenduft, den ich nur im Tee oder bei echten Rosen schätze, war nur wahrnehmbar, wenn ich mit der Nase in Blütennähe war. Doch egal zu welcher Besuchszeit kann man sich wunderbar in den unterschiedlichen Rosensorten beim Betrachten der Blüten und beim Riechen daran verlieren. Wer vor lauter Rosenbetrachtung eine Pause braucht, für den gibt es im Garten einige Ruhebänke. Eine Frau lag einfach in der Wiese und machte ein Schläfchen.
Ein Rosentee gefällig?
Außerdem sind im Eingangsbereich mehrere Zelte, die einladen sich zu setzen und etwas zu trinken. Nach der Besichtigung des Gartens, freue ich mich schon riesig auf meinen eingangs erwähnten Rosentee und gehe ihn bestellen. Doch zuerst versteht man mich nicht, da ich leider kein Französisch spreche und mein Englisch hier nichts bringt. Immerhin gibt es dann eine Frau die Deutsch kann. Sie verneint, dass es hier Rosentee gäbe. Zum Glück taucht da der ältere Herr meines ersten Besuchs auf, der versteht was ich will. Ich werde gefragt, ob ich 15 Minuten Zeit hätte. Klar, für einen Rosentee auf jeden Fall. Ich setze mich und warte. Und siehe da, nach 20 Minuten kommt ein Tablett mit wunderbar schmeckendem Rosentee, der tatsächlich so gut schmeckt, wie ich ihn in Erinnerung habe. Irgendwie weich, zart und süß. Schade, dass dieses Mal nur eine Tasse und kein Kännchen kommt. Ich genieße den Tee in vollen Zügen und schwöre mir, dieses Mal im Internet nach einem Rezept für Rosentee zu schauen. Eine Tasse Tee kostet nur 1,50 Euro. Bei der Tassenrückgabe versichere ich wie toll ich den Tee fand und wie gerne ich ihn getrunken habe, als die Frau lachend sagt: „Tja, den könnte der Herr für uns auch mal machen. Kann der so etwas und sagt nichts davon.“ Ich lache mit und freue mich, dass ich vor Jahren dem älteren Herrn sein Teegeheimnis entlocken konnte und dass ich ihn heute wieder vorfand. Willst du auch einen Rosentee im Saverner Rosengarten trinken, rate ich dir vorab die Vokabeln für Rosentee (rose tisane de rose) und Kännchen (petit pot) zu notieren und gleich beim Bezahlen des Eintritts nach dem Tee zu fragen. Auf der Karte steht der Tee nicht. Vielleicht hast du ja Glück und der ältere Herr ist da und hat Lust auf eine Rosenteezeremonie.
Gibt es auch Ausflüge, bei denen du dich mehr an einen bestimmten Moment als an das eigentliche Ziel erinnerst? Welcher Moment zaubert in dir in deiner Erinnerung ein Lächeln auf die Lippen?
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