Schloss Drachenburg: Vom Zauber des Moments und einer Zeitreise
Warum Schloss Drachenburg eine Faszination bei mir auslöst? Vielleicht, weil folgende Szene an jedem beliebigen Winterwochenende spielen könnte: Süffige Getränke, etwas zu snacken und eine Lieblingsfreundin neben mir. Ergänzend zur heimischen Szenerie sieht man auf dem TV Bildschirm Damen aus einer anderen Zeit stolzieren. Es werden Dialoge in einer heute unzeitgemäßen Sprache geführt und Kleider getragen, in die ich auch zu gern schlüpfen würde, obwohl sie nicht gerade bequem aussehen. Vor allem aber möchte ich mit den Damen die Kulisse erleben in der die Szenerie spielt. Ob Schlösser oder andere historische Orte, die vergangenen Zeiten verzaubern mich immer wieder, nicht nur in Filmen und Serien, sondern ganz besonders in Echtzeit-Begegnungen.
Zauberkitsch-Zutaten für einen perfekten Abend
Warum dieser Szenerie nicht ein bisschen Realität einhauchen? An einem Freitagabend im Spätherbst startet ein wunderbares Wochenende mit allen nötigen Zauberkitsch-Zutaten. Im Gepäck für diesen Beitrag:
• Eine gute Freundin
• Eine Dame im gutbürgerlichen Kostüm des 19. Jahrhunderts
• Ein wunderbares Schloss
• Ein tolles Diner
Hoch hinaus mit der Drachenfels-Bahn
Los geht es an der Talstation der Drachenfels-Bahn. 800.000 Touristen fahren jährlich mit der Drachenfels-Bahn und stoppen entweder an der Endhaltestelle, der Aussichtsplattform Drachenfels, und / oder an der Mittelstation, um die Nibelungenhalle oder das Schloss Drachenburg zu besuchen. Seit 1882 ist die historische Zahnrad-Bahn im Betrieb. Immer wieder wurde sie renoviert und modernisiert und ist heute genauso ein Touri-Magnet wie zu ihrer Eröffnung 1883 wo sie über 60.000 Passagiere beförderte. Für meine Freundin Heike und mich endet die Fahrt mit der Drachenfels-Bahn an diesem Abend an der Mittelstation, denn hier beginnt unsere Zeitreise.
Zeitreise ins 19. Jahrhundert
Wir steigen aus der Drachenfelsbahn aus und blicken auf Elisabeth Schleier, die uns an diesem Abend mit ins 19. Jahrhundert nimmt. Ganz standesgemäß begrüßt uns die Dame mit einer Einordung ihres Standes: Sie lebt als Gattin eines Professors in der Bonner Schlossstraße. Die bürgerliche Dame lädt uns ein, mehr über das Schloss und den Bauherren zu erfahren und gemeinsam das Gelände zu begehen. Unsere wenig stilgemäßen Outfits lässt sie unkommentiert, ebenso wie unsere neumodischen Smartphones oder Kameras.
Gemeinsam mit der Frau Professor nähern wir uns dem Schloss. Doch ehe wir das Schloss erblicken, geht es über eine Brücke Richtung Einlassgebäude. Zeit für eine erste Fotorunde: Von hier sieht man auf den Petersberg, auf den Rhein sowie auf die Landschaft des Siebengebirges. An einem Schön-Wettertag lässt sich sogar der Dom in Köln sehen.
Um zum Schloss zu kommen, muss man das Einlassgebäude passieren. Von hier gelangen wir in den herrlichen Park des Schlosses Drachenburg. Ich erblicke das Schloss zum ersten Mal und lasse mich gespannt auf seine Geschichte ein. Vor allem fasziniert mich manche Ähnlichkeit mit Neuschwanstein, dem wohl berühmtesten deutschen Schloss, das ich selbst erst eineinhalb Monate zuvor besucht habe.
Schloss Drachenburg ein bisschen Neuschwanstein am Rhein
Wer Schloss Drachenburg sieht und schon einmal Schloss Neuschwanstein besucht hat, der dürfte erfreut eine gewisse Ähnlichkeit feststellen. Doch die Optik ist nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden Schlösser, auch die Aufenthaltsdauer der Besitzer in ihren Schlössern dürfte ähnlich gering ausfallen: War König Ludwig II. bis zu seinem Tod nur 172 Tage in Neuschwanstein, war auch Baron Stephan von Sarter, Besitzer des Schlosses Drachenburg, bekannt dafür lieber in Paris als in seinem Schloss zu verweilen, er bezog seine „Villa“ erst gar nicht. Beide Herren ließen sich bei ihren Schlössern von der Romantik inspirieren und konnten ihre Schlösser erstmals 1884 beziehen, dem Jahr in dem Schloss Neuschwanstein ebenso fertiggestellt wurde wie Schloss Drachenburg.
Größe und Bauzeit der beiden Schlösser gehen allerdings ebenso weit auseinander wie der Stand der Herren bei deren Geburt. Immerhin wurde der Schloss Neuschwanstein-Erbauer als Prinz geboren, der Schloss Drachenburg-Erbauer lediglich als Kleinbürger, genaugenommen Sohn eines Gastwirtes. Später näherten sich beide Herren standesmäßig an: aus Ludwig II. wurde ein König und aus Stephan Sarter ein Baron von Sarter. Mit dem Bau von Schloss Neuschwanstein wurde bereits 1869 begonnen, erst 13 Jahre später, genaugenommen 1882, startete man den Bau von Schloss Drachenburg. Schloss Neuschwanstein war mit rund 200 Räumen geplant, fertiggestellt wurden allerdings nur 15 Räume. Schloss Drachenburg ist wesentlich kleiner, besichtigt werden, können allerdings ebenso viele Räume wie in der bauähnlichen Berühmtheit in Bayern.
Eine kleine Ergänzung am Rande und eine weitere Ähnlichkeit: Obwohl Ludwig II. wie auch Baron von Sarter über Geld und romantische Schlösser verfügten, starben beide als Junggesellen. Ludwig II. 1886 und XY 1902. Allerdings wurde Baron von Sarter fast 70, während Ludwig II. nicht mal die 40 erreichte. Zudem hatte Baron von Sarter eine Jugendliebe mit der er eigentlich das Schloss Drachenburg beziehen wollte, die aber während der Bauzeit verstarb.
Mit der Professorengattin unterwegs
Zeit Ludwig II. zu vergessen und sich ganz auf das Schloss Drachenburg zu konzentrieren. Elisabeth Schleier, die Professorengattin aus Bonn, führt uns durch die Parkanlage. Wir passieren einen alten Mercedes, den heute vor allem Brautleute nutzen.
Wir gehen seitlich am Schloss vorbei, von wo wir noch mal einen Blick auf die Zahnradbahn zum Drachenfels werfen können. Schließlich sind wir auf der Vorgartenseite des Schlosses, von wo wir einen herrlichen Blick auf den Rhein sowie auf das Gebäude haben. Wer von hier auf die Burg blickt, der wird vor allem von zwei goldenen Hirschen in Bann gezogen, die im Abendlicht der tiefstehenden Sonne leuchten und uns auf den prunkigen Kitsch einer vergangenen Zeit einstimmen.
Erinnerung an eine vergangene Zeit
Während die Professorengattin erzählt, blicken wir in der Vergangenheitsperspektive auf das was wir sehen. Zur Gründerzeit erlebt Bonn eine goldene Zeit. Die Professoren der berühmten Universität leben in herrschaftlichen Häusern in der Südstadt. Doch auch wer zur Oberklasse gehört, besucht gerne das Schloss des Baron Stephan von Sarter, schließlich zeigt das Schloss den Reichtum des Börsenspekulanten und Bankiers. Also wohnen die reichen in villenartigen Gebäuden, die man von der Schlossaussicht am Rhein entlang stehen sah. Heute sind die einstigen Gebäude vom Krieg zerstört. Was übrig blieb, lässt sich kaum sehen, weil moderne Bauten den Blick auf die besonders schönen Gebäude des 19. Jahrhunderts erschweren. Wer damals auf den Rhein blickte sah übrigens die Dampfschiffe, die dort unterwegs waren.
Von Glasmalereien bis Ikea-Look
Die Schlossbesichtigung beschränkt sich nicht nur auf die herrliche Außenanlage. Es geht auch nach Innen: etwa zur Haupttreppe, die von der Dienerschaft nicht genutzt werden durfte und die gleich Eindruck schindet, in das Musikzimmer mit der Orgel oder in die Kunsthalle mit den Glasmalereien. Auch geht es in die Herrenbereiche wie die Bibliothek mit Leseecke oder das Jagd- und Billiardzimmer mit Billiardtisch. Besonders gerne mag ich das sogenannte Ehrenfremden-Appartement, das mich an einen Laura Ashley-Stil erinnert und das dabei wie eine moderne Ikea-Variante wirkt. Im Erker steht ein Waschtisch, wäre hier eine Leseecke oder ein Arbeitszimmer, würde ich wahrscheinlich sofort einziehen wollen.
Hoch hinaus: Turmbesteigung Schloss Drachenburg
Schließlich geht es über eine Wendeltreppe, die wohl eher für die Dienstboten gedachten war noch hoch hinaus. Der Schlossturm bietet einen luftigen Überblick auf das Schloss und das Gelände. Während wir die Details betrachten geht die Sonne unter und abendlicher Hunger macht sich breit.
Diner im Empfangssaal
Der Empfangssaal ist der Raum zwischen Speisesaal und Salon. Er wird zu Repräsentationszwecken auch damals schon gerne genutzt. Entsprechend ist auch er prunkvoll gestaltet. Auch an dem Abend meines Besuches soll der Raum zeigen was er kann. Wir verabschieden unsere Begleiterin die Bonner Professorengattin. Jetzt zeigt die Küche des Maritim-Hotels, was sie kann. Das Maritim Hotel Königswinter hat einen exklusiven Cateringvertrag mit dem Schloss. Obwohl keiner der Mitreisenden an diesem Abend heiratet, dürfen wir, die wir für ein Wochenende in das Hotel nach Königswinter eingeladen sind, erleben, was es heißt in diesen Räumlichkeiten festlich zu speisen.
Wir bekommen klassische vier Gänge serviert. Wir quatschen uns fest und lauschen andächtig, welche Räume wie für Events genutzt werden können.
Unverheiratet wie ich bin, entsteht eine teure Fantasie in meinem Kopf, ganz nach dem Motto: Man heiratet ja nur einmal. Allerdings ist das nicht an diesem Tag, weshalb ich es noch mehr genieße an einem Herbstabend in dieser perfekten Kulisse zu sitzen, gut zu essen und zu trinken, eine Freundin im Gepäck zu haben und einfach das Leben zu genießen.
Als ich später im Bett des Martim Hotels Königswinter liege, fühle ich mich ein bisschen wie eine Prinzessin. Der gute Wein der Rhein-Region hat dazu sicher ebenso beigetragen wie auch der märchenhafte Schlossbesuch. So erstaunt es mich kaum, dass ich wenig später, von einer lieber Bloggerfreundin lese, die dort die Hochzeitsphantasie wahr gemacht hat. Wohl wirklich ein Ort an dem Mädchen-Märchenträume wahr werden:
Wer nicht gleich heiraten möchte, aber trotzdem einen unvergesslichen Schlossmoment erleben möchte, dem sei auch das besondere Schlossprogramm nahegelegt. An den Advenstwochenenden kann man hier einen besonderen Weihnachtsmarkt – die „einzigartige Weihnachtszeit“ – erleben und im Februar das Schlossleuchten. Beides sieht so schön aus, dass ich unbedingt wiederkommen möchte.
Vom Schlossleuchten erzählt euch auch Janett von Teilzeitreisender, die sogar im Schloss übernachtet hat:
„So schön ist … Schlossleuchten von Teilzeitreisender“
Vielen Dank an das Maritim Hotel Königswinter, das mich zu einem Wochenende in Königswinter und zu diesem besonderen Abend eingeladen hat. Die Themenführung der Professorengattin kann ebenso über das Hotel gebucht werden, wie Hochzeiten oder andere Cateringanlässe im Schloss.
Voll schön! Burgen sind immer wieder so beeindruckend, allein schon weil es mir so unmöglich erscheint, wie die Menschen damals diese Bauwerke auf die Beine gestellt haben :-)
Ja die Nacht im Schloss war schon sehr cool. Vor allem die Möglichkeit, den Schlossgarten für einige Stunden „privat“ zu haben, war das Abenteuer wert. Dein Bericht lässt aber auch große Lust aufkommen. Nicht auf Hochzeit, das wär mir echt zu kitschig, ich steh da eher mehr auf verrückte Sachen, aber auf so ein Dinner im Schloss. Gibts da vielleicht so Krimidinner? Und Weihnachtsmarkt werd ich mir mal vormerken, ist ja nicht so weit von mir entfernt….
PS: Den Link zur Schlossnacht findest du bei Website :D
Herrliche Bilder! Vielen Dank für den Tipp!
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