Loreley-Felsen: Von Sagen und rasanten Abfahrten
Wer zum ersten Mal in die Gegend des Oberen Mittelrheins kommt, muss natürlich die Loreley sehen. Dabei ist die Loreley ist nicht mehr und nicht weniger als ein riesiger Schieferfelsen, der sich über einer Rheinkurve erhebt. Warum der Loreley-Felsen so besonders ist und was es dort zu sehen gibt, das wollte ich bei einem Besuch dort herausfinden. Im Rahmen meines „Rhein in Flammen St. Goar / St. Goarshausen“-Erlebnisses ergab sich endlich einmal die Gelegenheit die Loreley für einen Nachmittag zu erleben und folgende Infos und Tipps für dich zu sammeln.
Nicht nur ein Ort, sondern auch die Sage einer Frau
In vergangenen Jahrhunderten verursachte die Rheinpassage am Loreley-Felsen manches Schiffsunglück. Kein Wunder, dass die Sage um die Frauenfigur der Loreley entstand. Diese Jungfrau lenkte die auf dem Rhein fahrenden Männer mit ihrem Gesang so sehr ab, dass sie den Tod fanden. Noch heute gibt es die Frauenfigur der Loreley, die immer wieder als Vertreterin für die Region gewählt wird und die man in der Gegend bei Eröffnungen oder Events wie „Rhein in Flammen“ treffen kann. Die aktuelle heißt Tasmin, macht eine Ausbildung zur Chemielaborantin und ist für Termine aller Art heiß begehrt. Offiziell ist sie mehr eine Weinprinzessin, als eine Miss Deutschland, dennoch nenne ich sie jetzt mal „Miss Loreley“.
Hallo Miss Loreley, ein Foto bitte!
Ihr mit Pailletten in Fischschuppen-Optik besticktes Kleid in blau-grünen Tönen zeigt gleich, dass das hier keine normale 19-Jährige ist, die auf dem Fußweg Richtung Loreley-Felsen-Aussicht wandelt. So dauert es auch nicht lange bis Besucherstimmen Selfies und Fotos mit ihr fordern und immer wieder wird sie gebeten, ihren Kamm zu zeigen. Ich bin verwirrt. Welcher Kamm? Mein Loreley-Wissen hätte eher ein Mikrofon für die unglücksbringende Singstimme erwartet. Vielleicht muss ich mir das aber auch so vorstellen, das statt in die heimische Bürste in den Kamm gesungen wird? Diese Schlussfolgerung erledigt sich schnell als Tasmin klar stellt, dass Singen nicht ihre Stärke sei. Geduldig Fotos machen wohl schon eher. Man muss sie nur nach dem gemeinsamen Bild fragen.
Ich schmunzle ein bisschen, als eine Gruppe mit drei ausgewachsenen Männern an der Frage scheitert, während eine patente Grundschülerin voller Elan um ein Foto bittet. Das Mädchen drückt Tasmin wie eine große Schwester an sich und grinst breit Richtung Kamera, wobei sie ihre Milchzahnlücken entblößt.
Zurück zur Kamm-Frage. Ich erfahre, dass die Loreley der Sage nach auf dem Loreley-Felsen saß, dort das Haar kämmte und eben sang. Was mich dabei am meisten überrascht: Der Kamm, den die Miss Loreley auch heute noch stets bei sich trägt, ist aus Messing und entsprechend schwer.
Ist die Loreley immer noch gefährlich?
Für Schifffahrer ist die Passage am Loreley-Felsen die engste Rheinstelle, die sie auf den schiffbaren Rheinstrecken passieren. Dank der heutigen Systeme lockt dieser Ort aber niemand mehr in den Tod so wie es früher der Fall war. Höchstens sitzt ein Schiff auf dem Grund auf – doch auch das ist selten geworden. Wer in der Ecke eine Schifffahrt unternimmt, kann also ganz beruhigt sein und die wunderschöne Landschaft mit ihren Weinbergen, den pittoresken Städtchen am Uferrand und den rund 40 Burgen, die teils berauschend schön auf anderen Felsen sitzen, auf dem verhältnismäßig recht kurzen Abschnitt, genießen.
Aussicht vom Loreley-Felsen
Gerne hätte ich die „Miss Loreley“ fürs Foto auf einem Felsen platziert und das Ergebnis davon hier gezeigt. Doch oben auf dem Loreley-Felsen ist die eigentliche Aussichtsplattform derzeit gesperrt. Man steckt mitten in einer Bauphase für ein noch besseres Loreley-Felsen-Erlebnis.
Alternativ geht es derzeit auf eine kleine Seitenaussicht, die sich aber ebenfalls lohnt, da die Besucher auch von diesem Aussichtspunkt einen tollen Blick auf den Rhein und die Städte Sankt Goar und Sankt Goarshausen erwartet. Wer den Loreley-Felsen gut sehen möchte, ist hier aber eigentlich falsch. Den sieht man von hier oben nicht so recht, schließlich steht man ja drauf, weshalb sich dieser Anblick am besten bei einer Fahrt auf dem Rhein genießen lässt.
Links neben dem Schiff sieht man den Loreley-Felsen:
Die Loreley und ihre B-Attraktionen: Bühne, Besucherzentrum und Bobfahrt
Neben der Aussicht gibt es noch ein paar weitere Attraktionen. Gerade im Sommer sind Konzerte auf der Freilicht-Bühne der Loreley sehr beliebt, diese ist an meinem Besuchstag aber geschlossen, so dass ich dir die Sommerkonzertstätte nicht zeigen kann.
Dafür schaue ich mir das Besucherzentrum an. Gut gefällt mir die Art wie die Geschichte des Felsen und der Figur der Loreley hier präsentiert wird. Ich mag es sehr, wenn Schaukästen liebevoll gestaltet sind und schaue mir das deutlich lieber an, als nur Gemälde oder Statuen. Wer mag kann sich der Landschaft des Oberen Mittelrheintals auch mittels eines 3D-Videos nähern.
Der Film stammt zwar aus dem Jahr 2001, da aber viele Hubschrauberperspektiven dabei sind, finde ich ihn trotzdem kurzweilig und schön anzusehen. Letztlich bin ich auch beeindruckt, dass die Technik 2001 schon so weit war, dass solch eine Filmproduktion möglich war.
Filmvorführungsraum (links) und ein Modell wie die Besucherplattform des Loreley-Felsen zukünftig gestaltet sein soll (rechts):
Das Besucherzentrum wurde übrigens im Jahr 2000 eröffnet. Neben der Bühne und dem Besucherzentrum gibt es noch die Möglichkeit eine Bobfahrt zu unternehmen. Auch das habe ich für dich ausprobiert und mich dabei meinen Ängsten gestellt.
Sommerrodelbahn Loreley-Bob: Im Schneckentempo den Berg hinab
Gleich vorweg eine Entschuldigung für das Schneckentempo in der Überschrift dieses Abschnitts. Natürlich können Mutige mit über 30 Stundenkilometern den Hang auf dem Gelände der Loreley auf der Sommerrodelbahn – dem Loreley-Bob – hinabsausen. Am Ende der Bahn ist sogar ein Fotoduell zu sehen, das die letzten sechs Rodler und ihr Tempo anzeigt. Für mich ist dieser Wettbewerb um Geschwindigkeit wirklich nichts. Deshalb pflücke ich mir am Eingang der Bahn eine Karte, die auf mein Schneckentempo hinweist. Dieser Abstand wird gleich am Lift erzeugt und so muss der Fahrer hinter mir ein ganzes Weilchen länger warten, bis es auch für ihn hoch hinaus geht.
Gemächlich zieht mich der Lift in meinem Bob nach oben und schon als ich in einem locker-entspannten Tempo Richtung Abfahrt gezogen werde, ahne ich, dass ich gerade den für mich besten Teil der Fahrt erlebe. Als ich mich nach dem Fahrer hinter mir umdrehe, stelle ich entspannt fest, dass da wirklich ausreichend Abstand zu sein scheint. Doch wie sich auf der 700 Meter langen Strecke am Ende zeigen wird: nicht genug. Ich tuckere also mutig los. Langsam fahrend macht mir das sogar ein wenig Spaß. Lediglich vor den Kurven habe ich gehörigen Respekt und erinnere mich an meine Kindheit als ich mit zehn im bayerischen Wald mal aus einer Bahn gefallen bin. Passiert ist damals nicht wirklich etwas, außer einem Schreck und einer für immer bleibenden Sommerrodelbahn-Angst. Also nehme ich in der ersten Kurve das Tempo raus und fahre nur noch die zehn Stundenkilometer, die der Rodelschlitten auch ohne menschliches Zutun automatisch macht. Meine gemächliche Fahrt bekommt allerdings einen leichten Dämpfer, als ich es hinter mir lachen höre. Mein Freund ist in fröhlicher Windeseile den Hang hinabgesaust und schließlich auf mich als fahrendes Hindernis getroffen – also sehend, nicht wirklich auffahrend. Er nimmt es locker und zieht mich noch Tage später mit meiner Schneckenfahrt auf.
Wer das Sommerrodelbahn-Erlebnis nachmachen möchte hat auf dem Loreley-Gelände vom frühen Frühjahr bis zum Spätherbst im November die Gelegenheit dazu. Betrieben wird die Bahn im herzlichen Familienbetrieb. Auf Wikipedia heißt es, dass die Weltkulturerbe-Gesellschaft vor Jahren gefordert hat, dass das Fahrgeschäft wieder abgebaut wird, da es nicht im Einklang mit den Regeln zum Erhalt eines Weltkulturerbes stehe. Als ich mir die Bahn vor Ort anschaue, kann und will ich das nicht recht verstehen. Immerhin handelt es sich hierbei um einen Besuchermagneten für Familien und jede Attraktion, die Menschen nahe an relevante Orte führt und so ihr vergessen verhindert, ist doch eigentlich ein Segen, oder?
Preise und Öffnungszeiten des Loreley-Bob auf dem Loreleyfelsen sind auf der Webseite zu finden.
An- und Abreise zum Loreley-Felsen
Am bequemsten kommt man mit dem Auto auf den Loreley-Felsen. Oben gibt es auch eine große Menge an Parkplätzen. Am Tag von „Rein in Flammen“ sollte der Besuch aber bis 14 Uhr abgeschlossen sein, da dann die Hauptzufahrtsstraße für parkende Reisebusse gesperrt wird. Alternativ kann man natürlich auch einfach einen kleinen Umweg fahren. Es gibt auch einen öffentlich Bus nach oben, für alle die nicht mit dem Auto unterwegs sind.
Wandern auf dem Rheinsteig: Loreley für Aktive
Wer gerne zu Fuß unterwegs ist, ist an der Loreley ebenfalls richtig. Denn der Wanderweg Rheinsteig führt in diversen Etappen immer wieder am Rhein entlang und kommt auch in St. Goarshausen und an der Loreley vorbei. Der Wanderweg zählt zu den „Top Trails of Germany“, also den besten Wanderwegen Deutschlands. Direkt an der Loreley ist die Bloggerin Nicole von „unterwegs & daheim“ ein paar Schritte gegangen. In ihrem Beitrag „Rheinsagen I: Die Seele Deutschlands liegt im Rhein“ erzählt sie von ihren Erlebnissen.
Weitere nützliche Infos
Das Besucherzentrum hat auch ein kleines Restaurant / Café – wer also Durst oder Hunger bekommt, kann hier kurz verweilen. An heißen Sommertagen lockt auch der Eisverkauf an der Bobbahn.
Wer als Familie kommt, den erwartet auch ein ganz neuer Spielplatz für Kinder, so dass die Großen vergnügt rodeln und die Kleinen beschaulich spielen können.
Die Loreley in der Literatur
Vom 19. Jahrhundert an war und ist die Loreley oft ein Thema in der Literatur in Form von Gedicht, Ballade oder Geschichte. Am berühmtesten sicher die Anfänge mit den Vertretern Clemens Brentano und Heinrich Heine, aber auch später nahmen berühmte Autoren einen Bezug zur Loreley so wie etwa Erich Kästner oder Kai Meyer. Um 1800 macht Clemens Brentano den berühmten Start mit dem Gedicht „Lore Lay“:
Zu Bacharach am Rheine
wohnt
‚ eine Zauberin, sie war so schön und feine
und riß viel Herzen hin.
Das Heinrich Heine-Gedicht über die „Lore-Ley“ folgte 1824:
Heinreich Heine: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.
Hast du den Loreley-Felsen schon besucht oder steht ein Trip dahin auch auf einer Wunschliste? Hättest du gleich gewusst, was es mit dem Kamm auf sich hat? Hast du Fragen oder Tipps? Immer her damit!
Vielen Dank an den Romantischen Rhein, die Loreley-Touristik und St. Goar für die Rechercheeinladung in das Obere Mittelrheintal und zu „Rhein in Flammen St. Goar / St. Goarshausen“, die die Übernachtung mit Frühstück, die Schiffsfahrt, Eintritt in die Burg Rheinfels sowie Essen vor Ort umfasste. Es gab keine Festlegung, ob und wie ich berichte. Die Anreise sowie einige Kosten vor Ort habe ich selbst übernommen.
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