Auf den Spuren der Winkekatze – Gotokuji-Tempel in Tokio
Als ich bei meiner Reise durch Japan auf den Gotokuji-(豪徳寺)-Tempel in Tokio stoße, ist es um mich geschehen. Hier soll die Winkekatze – oder auch Glückskatze oder Maneki Neko genannt – ihren Ursprung habe. Als Katzenliebhaber und Maneki Neko Sammlerin weiß ich, da muss ich hin. Ob es sich lohnt? Das verrate ich dir jetzt. Inklusive aller Tipps für deinen Besuch des Gotokuji – dem Katzentempel, wo das Glück der Winkekatze seinen Ursprung hat.
Der Weg ist das Ziel: Unterwegs zum Gotokuji
Der Gotokuji-(豪徳寺)-Tempel liegt nicht gerade zentral in Tokio, sondern etwas außerhalb in Setagaya. So müssen Katzenliebhaber gut überlegen, ob sie ihre Urlaubszeit für diesen Besuch nutzen wollen. Mit An- und Abreise wird der Besuch nämlich schnell zu einem Halbtagesprogramm. Ich stoße bei meiner Recherche auf Beiträge, die sagen: Lass‘ es bleiben, es lohnt sich nicht. Doch ich kann nicht widerstehen und mache mich trotzdem auf den Weg. Zu groß ist meine Liebe und Leidenschaft zu den Sammelfiguren der Winkekatze. Wer meinen Shanghai-Beitrag gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern, dass ich auch in China als Souvenir eine Winkekatze erstanden habe.
Mit der Odakyu- oder Chiodya-Linie fahre ich zur Station Gotokuji. Kaum verlasse ich den Bahnhof befinde ich mich gefühlt auf einer Schnitzeljagd von Maneki Neko zu Maneki Neko. Schon gleich am Bahnhof begegne ich der ersten Winkekatze. Eine Figur, die Besucher am Ausstieg empfängt, und sagt: hier ist die Winkekatze zu Hause.
Es bleibt nicht bei dieser einen. Anfangs ist der Weg gesäumt von Glückskatzen. Da sind jene, die in den Fenstern oder auf Tresen von Geschäften stehen. Oder jene, die an Hauswände gemalt wurden. Manche sitzen einfach im Vorgarten und stimmen den Reisenden auf den anstehenden Tempelbesuch ein. Vor allem zu Anfang meines Fußweges, der rund eine Viertelstunde dauert, begegnen mir viele Maneki Nekos.
Schließlich werden die Geschäfte weniger und ich laufe durch ein Wohngebiet. Ich passiere kleine Reihenhäuser wo man vermuten kann, dass die Autos nach der Größe der Parkplätze gekauft wurden. So perfekt passen sie auf die Stellplätze. Ein Kind mit Stützrädern passiert meinen Weg und schließlich eine freundlich grüßende Polizeistreife, deren Auto fast so breit ist, wie die komplette Straße. Kein Wunder nutzen so viele hier den öffentlichen Nahverkehr. Als ich beobachte wie eine Friseurfamilie sich von einem Kunden eifrig verabschiedet, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es wird sich mehrfach verbeugt und es bleibt auch nicht bei einem frommen zugerufenen Abschiedswunsch. Die Kultur der Japaner beeindruckt mich.
Bei all der Hektik, die eine Großstadt wie Tokio ausmacht, gehört dieser Weg vom Bahnhof zum Katzentempel sicher zu den ruhigsten und entspannendsten Momenten meiner Japan-Reise. Weil google maps den Eingang zum Tempel falsch markiert, geht er sogar etwas länger als er müsste. Ich laufe an einem Friedhof vorbei und umrunde die Tempelanlage quasi, bis ich schließlich in einem kleinen Nebentor des Gotokuji Einlass finde.
Angekommen im Gotukuji: die Legende der Winkekatze
Bei den ersten Schritten auf dem Tempelgelände, unterscheidet sich der Tempel keinesfalls von den vielen anderen Tempeln und Schreinen in Japan. Erst beim Blick auf die Wunschtäfelchen (Ena) dieses Tempels wird klar, dass Katzen hier wirklich die Hauptrolle spielen. Überall sind Maneki Neko abgebildet und auf den Täfelchen, die häufig auf asiatisch, aber auch immer mal wieder auf Englisch beschriftet wurden, lese ich von Besuchern und ihren Katzen. Ich bin also nicht die Einzige Katzenlady, die sich begeistert auf die Spur dieser Legende gemacht hat.
Doch ehe wir zum Tempelhighlight kommen: Was besagt die Legende eigentlich? Wie es mit Legenden so ist, ranken sich um die Entstehung der Verehrung der Maneki Neko einige Geschichten. Auch zu diesem Tempel erzählt man sich zwei Geschichtsversionen.
Beide spielen im 17. Jahrhundert und gelten als Ursprung der Winkekatze:
Zuerst lese ich, dass der Tempelbesitzer eine weiße Katze hatte, doch sich kein Futter für sie leisten konnte. Er musste sie fortschicken, doch sie blieb weiter in der Nähe des Tempels. Kurz darauf kreuzt ein Samurai mit seinem Diener den Weg der Katze. Sie winkt mit ihrem Arm und der Samurai deutet die Geste richtig: er flieht von dem Baum unter dem er gerade Ruhe suchen wollte in Richtung der Katze. Kaum bewegt er sich vom Baum weg, schlägt in diesen ein Blitz ein. Der Mann ist der Katze unendlich dankbar für seine Rettung. Er bringt sie zum nächsten Tempel, eben jenem, wo sie wegen Armut nicht mehr bleiben durfte. Er beschenkt den Tempel reichlich, so dass es diesem, der Katze und ihrem Besitzer fortan an nichts mehr mangelt. Als die Katze stirbt, wird ihr zu Ehren eine Statue einer winkenden Katze aufgestellt. Die Geschichte verbreitet sich schnell. In Folge dessen verbreiten sich die winkenden Glückskatzenstatuen. Überall stellen Menschen in ihren Häusern eine Winkekatze auf, um ebenfalls Glück zu haben.
Eine andere Version erzählt davon, dass der arme Priester sich mit der Katze sein Essen teilte und daran glaubte, dass sie dem Tempel Glück bringe. An einem Tag als sich die Katze vor dem Tempel putzte, kam ein Herrscher mit seinem Samurai und schloss aus ihrem Putzen, dass sie ihm winke. Also näherte er sich und entschied sich, dort Rast zu machen. Es fing an zu Regnen. Weil der Herrscher nicht nass wurde, war er so dankbar, dass er den Tempel reichlich mit Geschenken bedachte. Mit dem Tod der Katze wurde ein Schrein errichtet und die Verehrung der Maneki Neko begann.
Hunderte Winkekatze: Warum jede Porzellanfigur Glück bedeutet
Wer den Tempel besucht wird unzählige Glückskatzen finden. In einem Bereich des Tempelgeländes stehen hunderte Winkekatzen aus Porzellan. Dazwischen ein Relief, das Kannon, einer der beliebtesten Göttinnen im japanischen, buddhistischen Pantheon, die für Glück und Mitgefühl steht, zeigt. Katzen werden in dieser Religion auch als Wiedergeburt der Göttin Kannon verehrt.
Manch eine Winkekatze ist schon etwas dreckig, manch andere sieht noch ganz neu aus. Wer seine eigene Maneki Neko hinzustellen möchte, der muss mittlerweile ganz schön suchen, um einen Platz für sie zu finden. Die Fläche auf der die Katzen verehrt werden, ist nämlich im Verhältnis zum Tempelgelände relativ klein. Auf zwei Seiten stehen die Winkekatzen dazwischen ist ein schmaler Gang. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sehen.
Verständlich, dass manche Besucher sagen, der Weg lohne nicht. Wer aber Glückskatzenfiguren mag und Gefallen an der Geschichte findet oder diese sogar schon kennt, der wird sich freuen, den Ort der Entstehung kennenzulernen. Es ist ja immer eine subjektive Frage, warum man sich auf eine Reise begibt. Für mich ist eine gute Geschichte ein guter Grund für eine extra Meile.
Wer sich jetzt fragt, warum hier überhaupt hunderte Winkekatzen aus Porzellan stehen, der kann ebenfalls aus zwei Varianten wählen: Eine besagt, dass Besucher bei ihrem Besuch des Gotokuji-(豪徳寺)-Katzentempels eine Figur kaufen und diese aufstellen, um zukünftig Glück zu haben. Woanders lese ich, dass man, wenn man mit etwas sehr Glück hatte, aus Dank eine Winkekatze kauft und diese aufstellt.
Ob das Glück noch folgt oder schon da war, ich jedenfalls bin heilfroh, dass ich keine der Porzellanfiguren umgeschmissen habe. Wer mit Rucksack und leichter Tapsigkeit unterwegs ist, kann schnell die Katzen zum Wackeln und vielleicht sogar zum Fallen bringen. Beim Versuch ein Foto von mir und den Katzen zu machen, stoße ich so ungeschickt mit ihnen an, dass ich gleich mehrere Katzen klappern höre.
Ich bin heilfroh, dass keine umfällt und suche anschließend das Weite. Auch wenn ich mir unsicher bin, ob ich daran glauben soll, dass das Aufstellen einer Winkekatze wirklich Glück bringt. So würde ich mir wahrscheinlich nach der Zerstörung der Porzellanfigur einreden, dass mir das ganz sicher Pech bringt.
Besuch im Souvenirshop im Katzentempel
Beim Besuch des Tempels solltest du unbedingt auf die Öffnungszeiten des Shops achten. Ich verschob einen früher geplanten Besuch sogar, um im Shop einkaufen zu können. Folgendes erwartet dich hier:
Winkekatzen in unterschiedlichen Größen
Wer sich für Glück bedanken möchte oder einfach eine Katze in derselben Optik, wie sie hundertfach im Tempel stehen, mitnehmen möchte, der kann im Souvenirshop des Gotokuji-Tempels eine Glückskatze kaufen. Diese Winkekatzen gibt es in unterschiedlichen Größen und zu unterschiedlichen Preisen. Die kleinste Maneki Neko fängt bei 300 Yen an, die größte Winkekatze kostet 3.500 Yen. Auffällig ist bei diesen Winkekatzen, dass sie keinen Spruch oder keine Münzen bei sich tragen. Im Gegensatz zu vielen Maneki Nekos verleihen die Katzen hier nicht direkt ihrem Besitzer Glück, sondern die Möglichkeit Glück zu haben. Die Optik der hier verkauften Winktekatze, ist einer echten Katze sehr ähnlich, das relevanteste Merkmal ist ihr angehobener Arm. Was der Besitzer aus der Möglichkeit zum Glück macht, ist ihm selbst überlassen. So wie dem Samurai, der beschloss der Katze zu folgen und dadurch Glück hatte.
Holz-Wunsch-Täfelchen mit und für Katzen
Zudem können Besucher im Shop die kleinen Holztäfelchen (Enas) kaufen, sie mit einem Wunsch beschriften und an die Wand mit den weiteren Wünschen hängen. Was man auf so ein Ena schreibt, ist dem Käufer überlassen. Wie oben schon erwähnt, ist auffällig, dass viele Wünsche, die im Gotokuji-Tempel hängen, das Leben und das Wohl der eigenen Hauskatzen betreffen. Passend dazu zeigen die Holztäfelchen des Gotokuji natürlich auch Katzen. Ein Ena kostet 800 Yen.
Wunschbriefe
Es gibt auch so kleine Wunschzettelchen, die man kaufen kann. Das ist aber sicher eher für die japanischen Besucher interessant. Diese kosten 100 Yen.
Tipp: Ich wurde mehrfach nach einem Stift gefragt. Entweder, weil jemand seiner Katze, die er da ließ eine Widmung hinterlassen wollte, oder für die Täfelchen. Also besser beim Besuch einen Edding oder einen ähnlichen Stift einpacken.
Lohnt sich der Besuch des Gotokuji-Tempels?
Neben der Verehrungsecke sieht der Tempel eigentlich wie jeder andere aus. Ich mache noch ein paar Fotos vom Gelände und nutze die Gelegenheit, dass es hier lange nicht so überfüllt ist, wie bei den berühmtesten Tempeln und Schreinen der Stadt. Wer im Sommer kommt, wird sicher die vielen Bäume, unter den man Schutz vor der Hitze suchen kann, schätzen. Nach rund einer Stunde verlasse ich diesen legendären Ort wieder. Ob sich der Besuch lohnt, kann ich nicht sagen. Ich fand es toll und würde mich jederzeit wieder auf den Weg dahin machen.
Tipp: Falls du auf deiner Reise durch Japan einen Friedhof besuchen möchtest, kannst du das mit dem Besuch des Tempels kombinieren. Von der Katzensammlung aus sieht man auf Gräber im Hintergrund. Ich hatte dafür leider keine Zeit.
Anreise: Bahnstation Gotokuji auf der Odakyu- oder Chiodya-Linie-Linie. Zurück schickte mich google maps zu einer anderen Station, wohin der Weg länger dauerte, weshalb du dich im ersten Schritt nur zu Fuß zurück zur Station leiten lassen solltest. Von den Stationen sind es 15 bis 20 Minuten zu Fuß zum Tempel.
Eintritt: kostenlos
Öffnungszeiten: Der Tempel ist von 6 Uhr bis zur Dunkelheit geöffnet. Der Souvenirshop jedoch nur von 8 bis 16:30 Uhr offen, da der Kauf eines Souvenirs eine schöne Reiseerinnerung sein kann, ist es empfehlenswert diese Zeit zu berücksichtigen.
Adresse: Achtung google Maps beherrscht nicht den richtigen Eingang des Tempels, wenn du nach dem Tempel suchst. Benutze besser das Stichwort Gotokuji Gate, um den Weg zu finden (2 Chome-19-15 Gōtokuji, Setagaya-ku, Tōkyō-to 154-0021, Japan).
Glaubst du an Glückskatzen? Sammelst du selbst Winkekatzen? Und würdest du dich auch für den Katzentempel auf den Weg an einen etwas außerhalb liegenden Ort machen? Wie immer freue ich mich über deinen Kommentar.
Endlich ist das Geheimnis hinter dieser Katze gelüftet. Ich dachte ehrlich gesagt immer, es sein einfach nur Kitsch. Jetzt sehe ich diese Katzen mit anderen Augen.
Danke für den interessanten Beitrag :)
Liebe Grüße aus Wien
Dorie von http://www.thedorie.com
Das ist schon verrückt. Bei soviel Glückskatzen wird so schnell nichts mehr passieren. :-)))