„Manchmal ist es schön Ich zu sein“
Ich liege auf einer Terrasse, der Brunnen des Nachbars plätschert, während mir immer wieder die Augen leicht müde zufallen. Trotzdem lese ich weiter. Eine Geschichte, deren Ausgang ich schon kenne, doch deren neue Perspektive mich reizt: „Grey“*. Es ist warm. Fast zu warm. Doch ich genieße Sommertage wie den heutigen, wenn die Haut leicht erhitzt ist, ich aber noch nicht schwitze.
Würde ich mich von meinem Liegestuhl in die Sonne bewegen, würde es wohl nur wenige Minuten dauern, bis es mir – der Kraft der Sonne ausgesetzt – zu warm werden würde. Doch ich bewege mich erst, als ich folgenden Satz lese:
„Manchmal ist es schön Ich zu sein“
Der Satz fällt, als Grey einem seiner liebsten und teuersten Hobbys nachgeht. Wer „Grey“* und „Shades of Grey“* nicht kennt, hier der Hauptfakt: der Protagonist hat Geld. Viel Geld. Und er weiß, wie man den Reichtum genießt.
Ich liege da und stoppe. Ich kann mich auf die weiteren Worte nicht mehr konzentrieren und hänge meinen Gedanken nach. Es ist so natürlich, dass so ein Satz von einem reichen Protagonisten kommt, wenn dieser etwas erleben darf, was der normalen Masse an Menschen wohl nie passieren wird, und gleichzeitig finde ich es in dem Moment widersinnig.
In dem Moment in dem ich an einem warmen Wochenendtag daliege, lese, immer wieder einschlummere, die Ruhe um mich herum genieße und mich auf die kommenden weiteren Stunden mit Pizza bestellen und auf der Terrasse essen, sitzen, reden und lachen freue, denke ich mir auch für mich und mein Leben:
„Manchmal ist es schön Ich zu sein“
Aber bewusst, wird es mir erst, als ich das Zitat lese. Es ist so schwer, sich Mantras einzuspeichern und sich an diese in den richtigen Momenten zu erinnern. Stattdessen ziehen uns manchmal unsere eigene Gedanken in Tiefen in die wir nur ungern herabgleiten wollen. Solche zum Beispiel, die beliebig durch eigene Sorgen erweitert werden können:
- Da ist der, der über uns lästert, und wir erfahren es.
- Da ist der, der auf unsere Fehler zeigt und denkt er sei etwas Besseres und fehlerfrei.
- Da sind die Träume, die sich nicht alle verwirklichen lassen wollen.
- Da ist der eigene Körper, der einfach nicht so sein will, wie wir es gerne hätten. (Schlank im Urlaub: Sommergedanken einer Reisenden)
- Da sind Zukunftsgedanken, die einfach keinen Fortschritt finden wollen. (Unerfüllter Kinderwunsch: Die tickende Zeit und die Qual der Freiheit)
- Da ist Trauer und Veränderung, die wir uns nie vorstellen konnten. (Heldengeschichten von unterwegs zum Abschied)
Sind wir einmal in der Spirale gefangen, hängen wir oft drin und vergessen ganz:
„Manchmal ist es schön Ich zu sein“
Dabei haben wir doch alle die Momente in denen das zu mehr als 100 Prozent stimmt.
Die Momente in denen wir uns geliebt fühlen oder die Momente, die uns so sehr beflügeln. Der Moment in dem es mir dieses Mal bewusst wurde, ist ausnahmsweise besonders einfach, zumindest, wenn es richtige Sommertage gibt.
„Manchmal ist es schön Ich zu sein“, das gilt für Reisefans wie dich und mich besonders oft auf unseren Reisemomenten. Neulich las ich in einem Profil etwa: „Am glücklichsten, wenn ich reise“. Das gilt auch für mich. Auf Reisen kann ich meine Begeisterung manchmal kaum im Zaum halten.
Ein paar solch typischer „Auf Reisen ist es schön Ich zu sein“-Momente, die du sicher auch kennst, habe ich dir hier zusammengetragen:
- Wenn wir in den Flieger steigen und zu neuen Zielen entfliehen, die davor nur unsere Reiseinspirationen waren. (Reiseinspiration: Wo soll die Reise hingehen?)
- Wenn wir Ankommen und Dinge zum ersten Mal erleben. (Das erste Mal: Warum neue Eindrücke glücklich machen)
- Wenn wir anderen von unseren Reiseerinnerungen erzählen und sie an unseren Lippen hängen, weil wir diese Aura der Leidenschaft haben, weil unser Reiseherz platzt vor Glück.
- Wenn wir aufs Meer starren und unsere Sehnsucht danach befriedigen. (Urlaub am Wasser: Ein Sehnsuchtsding)
- Wenn wir Elefanten, Giraffen und Co. in ihrer großartigen natürlichen Umgebung erleben dürfen. (Tansania Rundreise oder der Weg ist das Ziel)
- Wenn wir mit unseren Büchern am Strand liegen und Zeit für uns haben. Zeit unseren Hobbys und Träumen nachzugehen …
Apropos Bücher. Ich muss wieder weiterlesen, aber wenigstens kurz wollte ich dich mit auf meine Gedankenreise mitnehmen.
Ich hoffe, dass du gerade für dich denken kannst:
„Manchmal ist es schön Ich zu sein“
Falls du dem zustimmst, verrate mir doch gerne in den Kommentaren, welcher Moment dir eingefallen ist, als du dachtest „Ja. Manchmal ist es schön Ich zu sein“.
Das Buch, das mich zu diesem Beitrag inspiriert hat*:
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Oh Tanja, du hast mich gerade soo berührt mit dem Text. Du hast das so schön geschrieben. Danke dafür. Ich hatte so einen Moment erst letzte Nacht, als ich mich schlaflos hin und her wälzte und dann doch nochmal meine Mails gecheckt habe. Da war eine so liebe Mail dabei, dass ich mich richtig glücklich grinsend in mein Kissen gekuschelt habe. Das war schon toll!
LG Annika
Hallo Annika,
das freut mich sehr. Danke für deinen tollen und schönen Kommentar! Da freut sich meine Schreiberseele, weil die Selbstspiegelung oft so schwierig ist … faszinierend, wenn das zu einem Artikel kommt, der zu den schnellsten hier auf dem Blog gehört. Lag aber vielleicht auch daran, dass das in dem Moment dann einfach raus muss :-)
Wahnsinn, wie manchmal wohltuende Worte uns genau dann erreichen, wenn wir es am nötigsten haben. Schön, dass du dann glücklich in deinen Kissen kuschelnd Schlaf finden konntest.
Schlaf auch heute Nacht gut liebe Annika!
Viele liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
solche Beiträge von dir mag ich am Liebsten. Hier in Accra gibt es einen Song, der auch nach vielen Jahren noch ziemlich gehyped wird. Ein satz daraus heißt: I will always be me. Daran hat mich dein Text direkt erinnert. Das mag nun vielleicht naiv klingen, aber eigentlich finde ich es jeden einzelnen Tag schön, Ich zu sein. Einfach so zu sein, wie man ist, mit allen Ecken und Kanten, und das auch leben zu können, ist doch das Beste,
Ganz liebe Grüße,
Wibke
Liebe Wibke,
hach, danke. Vor allem, weil ich meine Gedankenserie habe einschlafen lassen, weil ich mich fragte, ob das überhaupt passt und jemand mag. Vielleicht mache ich doch daran mal wieder weiter.
Ja, vielleicht klingt der Satz aus deinem Lied naiv, aber ich kan ihn so gut verstehen, manchmal sind es die einfachen Dinge, die uns Mühe bereiten. Ich las mal von jemand ein Zitat, der in etwa folgendes sagte: „Es freut mich, dass ich mich durchs lesen jeden Tag ein bisschen mehr entwickeln kann und so eine immer bessere Version meiner selbst werde.“
Ein bisschen verstehe ich diesen Gedanken, ein bisschen finde ich ihn aber auch unheimlich und stimme dir zu und denke mir, lass uns doch heute glücklich sein, und zwar genauso wie wir sind und morgen bitte auch, auch wenn wir da vielleicht schon ganz anders sind.
Ganz liebe Grüße zurück
Tanja
Ich ertappe mich in letzter Zeit selbst oft dabei, wie ich daliege, vor mich hinschaue und mir denke „aaaach, life is good!“ (ja, tatsächlich oft auf englisch).
Ich habe es diesen Sommer so eingerichtet, dass ich sehr früh auf der Arbeit bin und dafür sehr früh zuhause. Da liege ich dann mit meinen Miezen auf der Liege, lese ein Buch, mache ein bisschen am Blog, plane den nächsten Urlaub, habe mal Besuch, trinke ein Gläschen Wein und räkel mich ansonsten in der Sonne und freu mich meines Lebens.
Manchmal höre ich Leute lautstark diskutieren, manchmal schreit irgendwo ein Kind, manchmal schimpft irgendwo jemand, wenn was nicht richtig klappt und manchmal höre ich einfach nur,w ie die Leute sich gemütlich unterhalten oder selbst genießend auf dem Balkon sitzen und ich strecke und recke mich und denke: Aaaaach, life is good! :)
Das ist gerade mein Mantra.
Hallo Ilona,
ein super Mantra! Früh Zuhause sein ist im Sommer großartig. Ich komme leider nie aus den Federn und muss auch bis 5 bleiben, so dass das für mich nicht in Frage kommt, aber sobald ich mit den Katzen draußen bin, bin ich auch absolut glücklich. Kein Wunder entstand in so einem Moment der Beitrag :)
Liebe Grüße
Tanja
Ich bin auch jeden Tag froh darüber, ich zu sein und ein Leben zu haben, dass mir gefällt. Vielen meinen, ich bin ständig im Urlaub, keiner sieht, dass ich jeden Tag (auch am Wochenende) hart arbeite, aber es macht mir einfach Spass. Mir fehlt nichts in meinem Leben, ich bin glücklich, so wie es ist.
Regelmässig habe ich neue Herausforderungen, manchmal auch Rückschläge, sehr oft Zweifel, aber dann kommt immer ein Erlebnis, das dazuführt, dass alles gut ist und ich wieder hoch motiviert weiter mache.
Ja, es ist schön, ich zu sein – und nicht nur manchmal !
Hallo Martina,
was ein schöner Kommentar. Vor allem, wenn er sich darauf bezieht, dass es nicht nur manchmal so ist. Das können sicher die wenigsten sagen.
Ich wünsche dir, dass dein Leben sich immer weiter glücklich entwickelt.
Liebe Grüße
Tanja
Hey Tanja,
da hast du einen wahnsinnig schönen Beitrag geschrieben! Damit hast du mich echt berührt. Viel zu oft konzentrieren wir uns doch auf all die Dinge die nicht so richtig klappen wollen und die nicht ganz so genau laufen wie wir uns das vorstellen. Und das ist total schade… Ich bin froh, dass ich damals die Kurve bekommen habe und meinen Traum vom Reisen verwirklicht habe. Vorher war ich oft in dieser Abwärtsspirale gefangen und hatte eher die Tendenz zu negativen Gedanken. Jetzt ist das aber anders und ich liebe (fast) jede Minute meines Lebens. Gott sei Dank! Dank dir für diesen wunderbaren Text und die Erinnerung daran, dass das Leben wirklich wunderschön ist… :)
Drücker,
Melanie
Hallo Melanie,
du kannst einfach die schönsten Komplimente machen :-)
Ich freue mich auch, dass du die Reise angetreten hast. Ich schau doch so gern die Bilder an und lese die Geschichten!
Genieße das wunderschöne Leben weiter!
Bis bald mal
Tanja
Ich komme viel zu selten dazu, bei dir zu stöbern… so ein wunderschöner Artikel, Tanja! Auch, wenn ich die Shakes-of-Gray-Bücher für mich abgewählt habe… ??
Du weißt ja, dass ich eh ein sehr positiver und zufriedener Mensch bin, daher kenne ich solche Gedanken gut. Oft liege ich einfach nur da und bin dankbar für das was ich habe und fühle mich gesegnet. Weißt du, dass ich in meinem ersten Leben mal Theologie studiert habe um Pfarrerin zu werden? Und weißt du warum? Weil ich Menschen das schenken wollte, was du hier gerade in deinem Artikel getan hast. Klingt schnulzig. Ist aber so.
Auf dass ihn noch viele lesen und verstehen!
Ganz lieben Gruß,
Miriam
Hallo Miri,
oh was für ein schöner Kommentar!!! Danke, danke, danke!
Ich bin glaube ich lange nicht so grundpositiv wie du es scheinst, aber dankbar um jede positive Sekunde. Die traurigen Dinge passieren von allein, nehmen uns mit und dann ist es doch schön, wenn man die positiven genießen kann :-)
Spannend mit der Theologin, du wärst bestimmt eine gute geworden! Ich hatte mal so ne mega fröhliche Relilehrerin in der Schule. Die war genial :-)
Viele liebe Grüße
Tanja